Seife selbst herzustellen ist ein kreatives Hobby, dass man sehr gut in der eigenen Küche ausüben kann, bei dem es aber Einiges zu beachten gibt.
Zum Beispiel die Sicherheitshinweise:
Schutzausrüstung ist unerlässlich!!! (Wir arbeiten mit NaOH = Natriumhydroxid das zwar ungiftig, aber stark ätzend ist)
Diese besteht aus:
-Schutzbrille (zu bekommen im Baumarkt, bei einschlägigen Händlern, sowie im Laborbedarfshandel)
Die Schutzbrille muss während des gesamten Vorganges auf der Nase bleiben, bis die Siedesachen abgewaschen, oder im Spüli sind. Minimale Menge von frischem SEifenleim oder gar Lauge, im Auge, kann zuSCHWEREN AUGENSCHÄDIUNGEN führen und MUSS UNBEDINGT VON EINEM ARZT BEHANDELT WERDEN!!!
-Handschuhe (ganz normale Gummihandschuhe oder auch die Einweg-Latexhandschuhe)
-alte Kleidung, im Idealfall mit langen Ärmeln
Solltet ihr trotz aller Vorsicht doch einmal einen Laugenspritzer oder frischen Seifenleim auf die Haut bekommen (man merkt das durch jucken und brennen), BITTE NICHT MIT ESSIG NEUTRALISIEREN!!!
Es reicht völlig die Stelle mit viel Wasser zu waschen und gegebenenfalls eincremen.
Sollte Lauge oder frischer Seifenleim auf der Arbeitsfläche verschüttet werden, kann diese(r) schon mit Essig neutralisiert und weggewischt werden.
Die Vorbereitungen:
Bitte richtet Euch schon vor Beginn des Siedens alles benötigte her. Langes Suchen während des Siedevorganges ist lästig und oft hat man auch keine Zeit dazu.
Sorgt dafür, dass Ihr ungestört sieden könnt (Telefon ausschalten) und haltet Haustiere und kleine Kinder aus der Siedeküche fern.
Die Arbeitsfläche sollte sauber und weitestgehend leer geräumt sein. Lebensmittel haben beim Seife sieden nichts zu suchen.
Die Gerätschaften:
-Plastikmessbecher in verschiedenen Größen,
-Pürierstab (am besten einen, mit wenig Watt – etwa 180 Watt reichen. Je stärker der Stabmixer ist, desto schneller dickt der Leim an. Ich hab einen um 9,90 der seit Jahren hervorragende Arbeit leistet)
-ein Gefäß zum Lauge anrühren (ich nehme am liebsten ein Edelstahlkännchen von Ikea)
-Löffel und Teigschaber oder ähnliches (bewährt haben sich vor allem Teigschaber und Kochlöffel aus Silikon)
-eine grammgenaue Waage
-Schutzbrille (meine ist eine Zwiebelschneidbrille von Tchibo)
-Handschuhe
-ein engmaschiges Plastiksieb
-und natürlich die Seifenform (Ich hab eine Silikonform verwendet, aber es eignen sich viele Dinge des täglichen Gebrauchs, wie: Joghurtbecher, Milch- oder Saftverpackungen, Eisverpackungen oder auch Stapelchipsdosen)
OPTIONAL: wenn man nicht die Microwelle zum schmelzen der festen Fette verwenden möchte, braucht man einen Edelstahl-, oder Emailtopf (wobei die Emailbeschichtung unverletzt sein muss). Dieser Topf sollte eher hoch und dafür von geringerem Durchmesser sein, damit bei einer geringen Fettmenge nicht der Seifenleim in der Gegend herumspritzt.
WICHTIG: bitte achtet darauf, kein Zubehör aus Alu zu verwenden! Aluminium ist nicht laugenresistent und steht in Verdacht den gefürchteten Ranz auszulösen.
Die Zutaten:
-NaOH
-destilliertes Wasser (wenn Ihr weiches Wasser und keine alten Steigleitungen habt, könnt ihr auch mit Leitungswasser sieden)
-Olivenöl
-Kokosfett
-Zucker und Salz (optional)
-Duft (bitte nur Düfte wählen, die auch kosmetik- bzw. seifentauglich sind. Äth. Öle = ÄÖ können auch im Drogeriemarkt gekauft werden, solange 100% äth. Öl drauf steht. Bitte KEINE Duftöle oder Parfümöle aus dem Drogeriemarkt, Jahrmarkt oder Ähnlichem, zur Raumbeduftung verwenden, da diese hautreizende Stoffe enthalten können! Ätherische Duftmischungen wie von Primavera können schon verwendet werden.)
AUCH NOCH WICHTIG: Zum abwiegen des Duftes bitte KEINE alten Joghurtbecher verwenden. Diese werden von den äth. Ölen, bzw. den Parfümölen (=PÖ) angegriffen und dann verteilt sich der schöne Duft auf der Arbeitsfläche. Besser ist es kleine Gläser zu verwenden (Marmelade oder auch Messgläser).
Legen wir los…
Die Herstellung
Das Rezept – das 72er
(alle Zutaten sind im Supermarkt zu bekommen, abgesehen vom NaOH)
72% Olivenöl
28% Kokosöl
Wasser zum Anrühren von NaOH (wie viel du brauchst, gibt der Seifenrechner aus (siehe Links im nächsten Absatz))
optional – 1-2TL Salz (um die Seife härter zu machen) und 2-4 TL Zucker (um den Schaum zu unterstützen), aber auch ohne Zucker und Salz wird es eine feine Seife.
NaOH für 8% Überfettung (=ÜF)
Zum Berechnen des Rezeptes gibt es im Netz verschiedene Seifenrechner. Ich persönlich verwende am liebsten den SoapCalc habe aber für das Foto den Naturseifenrechner verwendet. Auch weil er am Beginn einfacher zu handhaben ist.
Die Lauge
In das kühlschrankkalte, abgewogene Wasser langsam und immer nur löffelweise das zuvor abgewogene NaOH einrühren, bis sich alles aufgelöst hat und die Lauge wieder klar ist.
Durch das löffelweise einrühren des NaOH erwärmt sich die Lauge nicht so stark und es entstehen kaum Dämpfe.
Die Dämpfe sind zwar nicht giftig, aber ätzend und sollten, falls sie doch entstehen nicht eingeatmet werden. Es reicht aber, die Nase nicht direkt über den Laugenbehälter zu halten, sondern auf armeslänge vom Laugenbehälter weg zu stehen.
Die Fette
Während die Lauge abkühlt, können die abgewogenen, festen Fette geschmolzen werden.
Das kann in einem Edelstahltopf, bei geringer Hitze, auf dem Herd passieren, oder aber auch in der Mikrowelle.
Während die festen Fette schmelzen, können die Öle abgewogen werden, die danach zu den geschmolzenen Fetten gegossen werden.
Und so geht´s weiter…
Jetzt müssen sowohl Lauge als auch Fette auf ca. 30 – 40 Grad abkühlen. Wer keinen Thermometer besitzt, kann die Temperatur auch mittels “handauflegen” schätzen (also außen am Laugengefäß, bzw.am Topf oder Messbecher bei den Fetten, mit der Handfläche fühlen.) Handwarm ist ok, es darf auch kühler sein.
Die Lauge wird nach anfänglicher Trübung wieder ganz klar.
Währenddessen kann Duft und Farbe, wenn erwünscht, hergerichtet werden.
Ich habe mir bei meiner Seife einen schönen Duft aus Patchouli und Lemongras zusammen gemischt. Die Einsatzkonzentration sollte zwischen 3-5% Duft liegen, gemessen an der Gesamtfettmenge (=GFM). Je nach Art des Duftes und persönlichem Duftempfinden.
Farbe hab ich keine verwendet.
Wenn alles auf die richtige Temperatur abkühlt ist kann es endlich losgehen.
Die Lauge wird durch das Sieb zu den Fetten gegossen um auszuschließen, dass evt. unaufgelöstes NaOH in den Seifenleim gelangt.
Danach wird mit dem Rühren begonnen.
Immer nur ein paar Sekunden den Stabmixer laufen lassen und dazwischen mit der Hand rühren
bis alles homogen und schlierenfrei verrührt ist
und der Seifenleim leicht andickt, man sagt auch der Seifenleim zeichnet
Jetzt ist es Zeit den Duft einzurühren (ich mache das immer nur noch mit dem Kochlöffel um ein zu starkes Andicken des Seifenleims zu vermeiden. Es kann aber auch mit dem Stabmixer erfolgen.
Wenn der Duft gut untergerührt ist, wird die Seife eingeformt…
…abgedeckt…
…warm eingepackt, damit sie schön gelt…
…und für 24 bis 48 Stunden “schlafen” gelegt.
Die Seife wird erst fest, bevor sie in die Gelphase kommt, bei der die Seife warm, wieder weicher (manchmal sogar fast wieder flüssig), dunkler und leicht durchscheinend wird.
Wenn die Gelphase beendet ist, wird sie wieder fest und heller.
Kaum ein Seifensieder hält diese Zeit durch, ohne nach seiner Seife zu schauen.
Darum hab ich hier noch ein paar Fotos für Euch, wie eine Seife in der Gelphase ausschauen kann.
Nach 24 bis 48 Stunden kann die Seife aus ihrem warmen Bettchen geholt, ausgeformt und geschnitten werden.
Wenn sie gut gegelt hat kann es sein, dass die Seife schon fest genug ist um aufgehübscht zu werden.
Ich mach das am liebsten mit einem Gemüseschäler.
Nach 4-6 Wochen dürft Ihr eine schöne, harte und auch gut schäumende Seife anwaschen.
Zum Abschluss möchte ich all jenen, die Palmfett, oder auch Schmalz verseifen möchten, das klassische Einsteigerrezept verraten.
Das 25er:
25% Kokos
25% Palmfett (oder auch Fettstange oder Frittierfett)
25% Raps
25% Olive
Wer ein Problem mit Palmfett hat, kann auch Schmalz statt dem Palmfett oder der Frittierstange nehmen.
Sowohl die Frittierstange (in Österreich ist das in der Regel Cremana), als auch Schmalz wird auch als Macadamianussöl in den Seifenrechner eingegeben.
Dieses Rezept macht eine sehr gut schäumende und harte Seife mit “Gelinggarantie”, vorausgesetzt natürlich man macht keinen Fehler.
Hallo Claudia,
mit Deinem Tutorial hast Du mir grosse Freude gemacht! 🙂 Ich bin eine Siedeanfängerin und häfiger Gast hier. Gerne bewundere ich Deine Kunst und freue ich mich schon auf den Siedeabend nach Deinen Tipps. Liebe Grüsse – Edyta
Dann wünsch ich viel Erfolg.
Hallo Claudia,
ich bin vor kurzem auf deinen Blog gestoßen und schon in kurzer Zeit zu einem richtigen Fan mutiert. Dankeschön, dass du deine tollen Fotos von den wunderhübschen Seiflein immer mit einem so nett geschriebenen Text und Rezepten hier veröffentlichst!
Hallo Lisa,
vielen Dank für deine Worte.
Die freuen mich sehr.
Hallo Lisa,
vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung.
Kannst Du mir bitte noch sagen, wann+und in was Zucker und Salz dazu kommen?
Vielen Dank und Gruß
Elke
Hallo Elke,
ich hoffe du hast dich nicht verirrt, denn ich bin nicht Lisa.
Aber Salz und Zucker werden in der Laugenflüssigkeit gelöst, bevor das NaOH dazu kommt.
LG Claudia