… kein Müll mehr, oder zumindest weniger Müll?
Geht das heutzutage, wo doch alles und noch mehr in Plastik verpackt ist?
Wenn man sich mit der Thematik auseinandersetzt wird einem erst bewusst, wieviel Müll (bei müllfrei leben, gehts in erster Linie um die vollkommene Vermeidung von jedem Müll, den man nicht recyceln kann – also Plastikmüll) wir produzieren.
Wir haben immer schon darauf geachtet (mehr oder weniger), Müll zu trennen, bzw. plastikintensiv verpackte Dinge zu vermeiden, aber wie schon geschrieben, es gibt ja kaum einen Weg daran vorbei.
Oder doch?
Vor über einem Jahr – unser Haushalt war da schon auf einen Zweipersonenhaushalt zusammengeschrumpft, nachdem auch das zweite Kind ausgezogen war – hatte ich ein echtes Aha-Erlebnis.
Nach dem Einkaufen hab ich all unser Zeugs ausgeräumt und verstaut.
Dabei hab ich alles was in den Taschen war aus seiner Verpackung gerissen und die Verpackunen NICHT gleich in den Mistkübel gestopft, sondern auf die Abwasch geschmissen.
Als ich fertig war, stand ich fassungslos vor einem riesigen Berg Plastikmüll.
Soviel Plastik, für nur zwei Personen?!
Jetzt könnte man – vollkommen zurecht – sagen: “ja wo hast du denn die letzten Jahre gelebt?”.
Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass ich gar nie wirklich darüber nachgedacht hab.
Also schon, aber ich hab mir zumindest nicht wirklich den Kopf zerbrochen wie wir das stark einschränken, oder gar ganz vermeiden könnten.
Es war halt einfach so.
Ok, wir haben unser Gemüse schon immer vorrangig beim Gärtner eingekauft (und im Plastiksackerl nach Hause getragen), ich mach schon lange unsere Seifen selbst und auch Putzmittel, oder unsere Pflegeartikel.
Ich hab auch immer eine Einkaufstasche (oder fast immer) mit gehabt, beim einkaufen.
Aber beim Gemüse auch immer zu den Plastiksackerln in der Gemüse/Obstabteilung gegriffen.
Ja, ich hab diese Sackerln immer wieder verwendet, aber ich hab sie eingekauft/mitgenommen.
Was red ich lang, ich denke ihr kennt das alle?
Das sollte sich ab nun ändern.
Ich kaufe viel bewusster ein und versuche Plastik wirklich zu vermeiden.
Greife immer zu den unverpackten, oder in Papier, bzw. Glas eingepackten Dinge, wenn ich die Wahl hab.
Leider sind die paar Unverpackt-Geschäfte in Wien, nicht wirklich in realistischer Einkaufsnähe, aber hin und wieder geh ich doch hin – einfach weils auch schön ist.
Das Einkaufen dort ist viel entspannter und ursprünglicher, als in großen Supermärkten.
Als nächstes möcht ich mal in die “Warenhandlung Wenighofer & Wanits” schauen.
Duschgel und Co gibts bei uns sowieso schon sehr lange nicht mehr.
Von Deo über Zahnpasta bis Gesichtspflege mach ich alles selbst.
Putzmittel detto und beim Waschmittel, bzw. Geschirrspülreinger kauf ich die ökologischen Varianten, mit recycelbarer Verpackung.
Bei dekorativer Kosmetik kauf ich (mit Ausnahme von Wimperntusche, denn da hab ich noch keine befriedigende Variante gefunden) nur noch Naturkosmetik, in nachhaltiger Verpackung.
Wimperntusche, Geschichtspuder, Kajalstift und ein bis zwei Lidschatten reichen mir schon.
Meine Abschminkpads hab ich mir selbst gehäkelt – das macht Spaß und schaut noch supersüß aus.
Zum Gesichtwaschen verwende ich kleingeschnittene Handtücher, die Mikorfasertücher, die ich sehr geliebt hab, hab ich aussortiert – geben sie doch jedes Mal beim Waschen Mikroplastikfasern ins Abwasser ab.
Geputzt wird Bad und Klo mit einer Essiglösung mit einem Schuss Tensid drin.
In der Küche gibts keine Putzschwämme (die eh immer eklig waren) mehr – eine dicke Scheibe von meiner großen Luffagurke, hat ihren Platz eingenommen, genauso wie eine Spülbürste aus Holz, mit austauschbarem Kopf.
Die Küchenrolle steht nicht mehr herum, statt dessen steht an ihrem Platz ein großes Glas mit zusammengeschnittenen alten T-Shirts, die auch gleich als Spültuch zum Einsatz kommen.
Diese Gläser finden sich auch im Badezimmer, im Klo und in der Seifenküche wieder.
Geputzt wird in der Küche mit Schmierseife, oder Putzseife (auch das Geschirr wird damit abgewaschen, wenns nicht im Spüli landet).
Plastikflaschen kaufen wir nicht mehr, bzw. nur noch gaaaaaaanz selten (ab und zu ist so ein Gin Tonic halt schon was Feines), haben wir nie viel gekauft.
Und für unterwegs haben wir schon sehr, sehr lange Edelstahltrinkflaschen, die noch immer wunderbar halten.
Sodastream macht uns manchmal die Perln ins hervorragende Wiener Trinkwasser.
Orangensaft press ich selbst aus, schmeckt eh viel, viel besser.
Manche Sachen schmecken besser mit Strohröhrl.
Plastikstrohröhrln sind aber eins der unnötigsten Dinge, sie wurden durch Edelstahl-, bzw. Glasröhrln ersetzt, die man mit der mitgelieferten Bürste auch innen gut reinigen kann.
Alufolie haben wir schon seit einigen Jahren nicht mehr und Frischhaltefolie gibts jetzt auch schon länger nicht mehr.
Deren Platz haben meine selbstgemachten Bienenwachstücher eingenommen.
Ja, hier sind sie endlich, die Hautdarsteller dieses Blog-Posts!
Vor ein oder zwei Jahren schon, bin ich über diese Tücher gestolpert.
Zum kaufen von einer amerikanischen Firma.
Der Selbermacher in mir hat sofort geschrieen und ich hab ein altes Baumwollbettzeug zerlegt und mit Bienenwachs getränkt und … ICH WAR BEGEISTERT!
Und nicht nur ich, auch alle Freunde und Familienmitglieder, die auch Tücher abbekommen haben, ebenfalls.
Jausenbrote, Käse, Speck, Gemüse, BROT … alles hält viel länger frisch in diesen Tüchern.
Bienenwachs hat antimykotische und desinfizierende Wirkung, sodass es vollkommen reicht, das Tuch kalt, ev. mit ein wenig milder Seife abzuwaschen.
Direkt nach dem Trocknen ist es wieder einsatzbereit.
Man kann darin alles einwickeln, mit Ausnahme von rohem Fleisch.
Ich hab schon einige Chargen von diesen Tüchern gemacht.
Die erste nur mit Bienenwachs – gerieben und dann eingebügelt.
Die zweite Charge war dann schon mit etwas (zuviel) Jojobaöl, dadurch werden die Tücher geschmeidiger und auch klebriger und halten richtig gut auf Gläsern, Schüsseln oder Töpfen.
Die letzte Charge, die ich gemacht hab, war dann noch mit ein wenig Lärchenharz, das ich im Jojobaöl gelöst hab, Lärchenharz macht die Tücher noch geschmeidiger und klebriger und es hat auch noch desinfizierende und reinigende Wirkung und zusammen mit dem Bienenwachst riecht es einfach herrlich.
Von der letzten Charge hab ich ein paar Bilder gemacht, die ich euch gern zeigen möchte.
Diesmal wurden alte Baumwollhemden und Blusen, die definitiv ausgedient hatten, in unterschiedlich große Stücke zerschnitten:
In der Zwischenzeit schmilzt das Bienenwachs, das ich einer befreundeten Imkerin zu verdanken habe (ist Bruchwachs, ich nehme also den Bienchen nix weg) in der ausschließlich dafür verwendeten Auflaufform im Backrohr:
zu dem geschmolzenen Wachs kommen etwa 3% (gemessen an der Wachsmenge) von dem Jojoba-Harzgemisch und dann werden die Tücher nach und nach in das heiße Wachs getunkt.
Vorsicht, das gibt heiße Fingerspitzen.
Jetzt ist natürlich viel zu viel Wachs auf den getunkten Tüchern, sodass ich immer ein getunktes und ein nacktes Tuch auf Backpapier schichte.
Dieser Stapel kommt wieder bei 100 Grad ins Backrohr und wird auch ab und zu ein wenig umgeschichtet, damit der Wachsüberschuss nach und nach die nackten Tücher durchdringt.
Das dauert ein bissl, aber es lohnt sich definitiv.
Nicht nur, dass man der Umwelt einiges erspart, man spart auch Geld und die Tücher funktionieren viel besser als Alufolie und Co.
Und hübsch verpackt hat man auch noch nette Geschenke für liebe Menschen.
Durch die Handwärme kann man die Tücher richtig schön um die Sachen, die man abdecken, oder einpacken möchte, wickeln und festdrücken und sie bleiben auch dann genau so, bis man sie wieder löst.
Ich hab mir auch ein paar Baumwollbeutel (zum Teil aus altem Stoff von der lieben Hanna von Luftkuss genäht) eingewachst, die für unser Brot ein wunderbares Zuhause abgeben.
Auch als Brotkörberl kann man die Wachsbeutel verwenden:
Ja, diese Tücher/Beutel habens mir angetan und ich freu mich wirklich jedes Mal, wenn ich sie verwenden kann.
Wenn sie, nach oftmaliger Benutzung, nicht mehr so frisch ausschauen, kann man sie sehr gut wieder bei 100 Grad im Backofen erwärmen, dadurch schmilzt das Wachs wieder und die Tücher werden wieder faltenfrei.
Bügeln (zwischen Backpapier) ist natürlich auch eine Möglichkeit.
Überhaupt gibts einige verschiedene Herstellungsmethoden, da müsst ihr nur mal auf YT schauen. Mir ist die gezeigte die Liebste.
Um nochmal auf Plastikfrei leben zurückzukommen …
Soweit sind wir noch lange nicht und ganz gelingen wird es uns vermutlich auch nicht, ist doch Plastik in fast allen Lebensbereichen zu finden, aber wir haben unseren Müll deutlich reduziert und bleiben am Ball.
Es macht Spaß nach Alternativen zu suchen und sie zu finden und es gibt mir ein wirklich gutes Gefühl diese Alternativen dann zu verwenden und festzustellen, dass mir überhaupt nix fehlt.
Ganz im Gegenteil.
So, für heute reichts.
Tapfer wart ihr, wenn ihr bis hierher durchgehalten habt.
Ich wünsche euch eine schöne Woche, genießt noch den Sommer, solang er noch da ist.